Infor­ma­ti­ons­abend für Pfle­ge­el­tern, und ein Pfle­ge­kind berichtet

Wie es ist Pfle­ge­kind zu sein, und was es bedeu­tet ein Pfle­ge­kind auf­zu­neh­men, dar­über berich­ten die 13-Jäh­ri­ge Clau­dia* und Ste­pha­nie Graf­fe vom Adop­ti­ons- und Pfle­ge­kin­der­dienst des Sozi­al­diens­tes katho­li­scher Frau­en (SkF) Osna­brück. Der SkF sucht regel­mä­ßig Pfle­ge­el­tern und orga­ni­siert am Don­ners­tag, 20. April 2023, um 19.30 Uhr, einen Infor­ma­ti­ons­abend zum Thema.

Denn nicht jedes Kind hat in sei­ner Her­kunfts­fa­mi­lie die Chan­ce, sich gut zu ent­wi­ckeln. Pfle­ge­fa­mi­li­en kön­nen eine Lösung sein, die­se Kin­der in ihren beson­de­ren Situa­tio­nen zu beglei­ten, zu unter­stüt­zen und ihnen ein ver­läss­li­ches Zuhau­se zu bieten. 

Ste­fa­nie Graf­fe vom Adop­ti­ons- und Pfle­ge­kin­der­dienst des SkF Osnarbück

Ein Pfle­ge­kind berichtet

Ein sol­ches Pfle­ge­kind ist die 13-Jäh­ri­ge Clau­dia, die mit ihrer Pfle­ge­fa­mi­lie im Osna­brü­cker Land lebt. Sie möch­te zwar nicht zu viel über ihre per­sön­li­che Geschich­te erzäh­len, beant­wor­tet aber den­noch ger­ne eini­ge Fra­gen – zum Bei­spiel die­se: Was bedeu­tet es, ein Pfle­ge­kind zu sein? „Manch­mal den­ke ich dar­über nach, dass ich ein Pfle­ge­kind bin, wie das bei mir ist, und an mei­ne leib­li­chen Eltern.“ Einen Unter­schied zwi­schen sich und ande­ren Kin­dern bemerkt sie stets, wenn sie mit ihnen über ihre Eltern redet: „Es ist komisch, wenn man dann nichts zu sei­nen leib­li­chen Eltern sagen kann“, fin­det Clau­dia und fügt hin­zu: „Das äußer­li­che ist viel­leicht anders, manch­mal sieht man den Pfle­ge­el­tern nicht ähnlich.“

Wer sind Mama und Papa

Clau­dia und Ste­pha­nie Graf­fe vom SkF, die Clau­dia und ihre Pfle­ge­el­tern beglei­tet, gehen kurz tie­fer auf das The­ma ein: „Wer ist mit dem Begriff die ‚rich­ti­gen Eltern‘ gemeint – die Pfle­ge­el­tern oder die leib­li­chen Eltern?“ Clau­dia kommt für sich zum Schluss: „Die leib­li­chen Eltern sind die leib­li­chen Eltern, die Pfle­ge­el­tern – Mama und Papa – sind die rich­ti­gen Eltern.“

Was der SkF für Pfle­ge­kin­der und Eltern tut

Dann spre­chen die bei­den über die Rol­le des SkF im Zusam­men­spiel von Pfle­ge­kind, Pfle­ge­el­tern und gege­be­nen­falls den leib­li­chen Eltern. Clau­dia beschreibt Graf­fes Auf­ga­be wie folgt: „Sie kommt, um zu sehen, wie es mir geht.“ Graf­fe selbst bestä­tigt, dass der regel­mä­ßi­ge Kon­takt zur Pfle­ge­fa­mi­lie eine ihrer Auf­ga­ben sei, um zu sehen, wie es dem Pfle­ge­kind in sei­ner Pfle­ge­fa­mi­lie geht. Eine wei­te­re, wich­ti­ge Auf­ga­be des Pfle­ge­kin­der­diens­tes sei es, die Pfle­ge­el­tern zu bera­ten: „Ich beglei­te sie zum Bei­spiel bei Ter­mi­nen in der Schu­le, zu Entwicklungs­gesprächen oder unter­stüt­ze sie bei Über­gän­gen zum Bei­spiel von der Kita zur Schu­le oder zur wei­ter­füh­ren­den Schu­le“, so Graf­fe. Pfle­ge­kin­der hät­ten zudem oft einen erhöh­ten erzie­he­ri­schen Bedarf. Auch in die­ser Hin­sicht stün­den die Mitarbeiter:innen des SkF den Pfle­ge­el­tern bera­tend zur Seite.

Kon­takt zu leib­li­chen Eltern

Ein gro­ßes The­ma in Pfle­ge­fa­mi­li­en ist oft der mög­li­che Kon­takt zu den leib­li­chen Eltern, der für vie­le Pfle­ge­kin­der selbst­ver­ständ­lich zum All­tag dazu­ge­hört. „Die Kin­der wach­sen mit dem Wis­sen auf, dass sie Pfle­ge­kin­der sind, des­halb wer­den Pfle­ge­el­tern im Vor­feld ent­spre­chend geschult“, berich­tet Graf­fe: „Clau­dia bei­spiels­wei­se hat­te lan­ge kei­nen Kon­takt zu ihren leib­li­chen Eltern“, erklärt Graf­fe, und das Pfle­ge­kind ergänzt: „Frau Graf­fe hat gehol­fen, zu mei­ner leib­li­chen Mut­ter Kon­takt auf­zu­bau­en, und dass wir uns tref­fen konnten.“

Tref­fen mit den leib­li­chen Eltern

Nach­dem Clau­dia sich bei Graf­fe erkun­digt hat­te, ob sie etwas von ihrer leib­li­chen Mut­ter erfah­ren kön­ne, schrieb die SkF-Mit­ar­bei­te­rin die­se an. Und rund ein Jahr spä­ter tra­fen sich Mut­ter und Toch­ter erst­mals nach lan­ger Zeit wie­der. „Frau Graf­fe hat dafür gesorgt, dass ich auf das gemein­sa­me Tref­fen gut vor­be­rei­tet war“, erklärt Clau­dia: „Und sie kann mir hel­fen, mich noch­mal mit ihr zu tref­fen.“ Für Kin­der und Jugend­li­che wie Clau­dia sei es zudem wich­tig zu wis­sen, dass sie sich auf ihre Pfle­ge­el­tern ver­las­sen könn­ten – unab­hän­gig davon, wie es mit den leib­li­chen Eltern läuft, betont Graf­fe. In die­sem Punkt käme es dar­auf an, die Bedürf­nis­se des Kin­des oder Jugend­li­chen in den Mit­tel­punkt zu stellen.

Pfle­ge­el­tern und was sie mit­brin­gen müssen

Auf die Fra­ge, wor­in die beson­de­ren Anfor­de­run­gen für Pfle­ge­el­tern bestehen, ant­wor­tet Graf­fe: „Viel­leicht trau­en sich vie­le Inter­es­sier­te eine sol­che Auf­ga­be zunächst nicht zu.“ Zudem hät­ten poten­zi­el­le Pfle­ge­el­tern oft die Sor­ge, dass Pfle­ge­kin­der even­tu­ell nur vor­über­ge­hend bei ihnen sei­en. Denn auch, wenn vie­le Kin­der auf Dau­er in ihrer Pfle­ge­fa­mi­lie blei­ben, besteht durch gesetz­li­che Rah­men­be­din­gun­gen eine gewis­se Unsi­cher­heit in die­sem Punkt. „Aller­dings wer­den die meis­ten Pfle­ge­kin­der heu­te in ihren Pfle­ge­fa­mi­li­en groß“, betont Graffe.

Pfle­ge­el­tern brau­chen Zeit, Offen­heit und Gelassenheit

Damit Pfle­ge­el­tern mög­lichst gut auf ihre Auf­ga­be vor­be­rei­tet sind, unter­stützt sie der Osna­brü­cker SkF sowohl im Vor­feld als auch nach Ankunft des Pfle­ge­kin­des. „Denn als Pfle­ge­fa­mi­lie ist man eine in gewis­sem Sin­ne eine öffent­li­che Fami­lie. Auch aus die­sem Grund müs­sen Pfle­ge­el­tern eine gewis­se Offen­heit mit­brin­gen“, so Graf­fe: „Zudem läuft natür­lich nicht immer alles nach Plan.“ Beson­ders am Anfang benö­tig­ten Pfle­ge­kin­der viel Zeit mit ihren Pfle­ge­el­tern, um ankom­men zu kön­nen und sich sicher zu fühlen.

Gelas­sen­heit sei eine wei­te­re, wich­ti­ge Eigen­schaft für Pfle­ge­el­tern – zum Bei­spiel hin­sicht­lich der Schul­lauf­bahn der Kin­der, weiß Graf­fe. Hier stün­den bei­spiels­wei­se die indi­vi­du­el­len Lern­schrit­te im Vor­der­grund, nicht der Ver­gleich mit ande­ren. „Wich­tig ist in die­sem Zusam­men­hang auch, dass sich Pfle­ge­el­tern, auf ein Netz­werk und viel Bera­tung unter ande­rem durch den SkF ver­las­sen kön­nen“, erläu­tert Graffe.

Mehr Infor­ma­tio­nen für poten­ti­el­le Pflegeleltern

Für alle, die mehr über das The­ma Pfle­ge­el­tern wis­sen möch­ten, orga­ni­siert der Adop­ti­ons- und Pfle­ge­kin­der­dienst des Sozi­al­diens­tes katho­li­scher Frau­en (SkF) am Don­ners­tag, 8. Sep­tem­ber 2022, um 19.30 Uhr einen Infor­ma­ti­ons­abend sei­nen Räu­men an der Kol­ping­stra­ße 5 in Osna­brück. Anmel­dun­gen mit Nen­nung des Namens und der Tele­fon­num­mer nimmt der SkF tele­fo­nisch unter 0541 3387610 oder per Mail an buero@skf-os.de entgegen.

* Name von der SkF-Redak­ti­on geändert